Technischer Fortschritt und Innovation braucht neue Ideen. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, neue Ideen zu entwickeln. In dieser Serie werden wir mehrere Möglichkeiten, Vorgehensweisen und Muster aufzeigen, wie Innovation und neue Ideen bestmöglich entstehen können.
Ich möchte an dieser Stelle ein fantastisches Buch zum Thema als Quelle empfehlen: „Wo gute Ideen herkommen“ von Steven Johnson.
Demnach ist ein sehr häufig beobachtbares Muster das Umsetzen des Nächstmöglichen. Also bei dem anzusetzen, was es bereits gibt und das zu verbessern, auszubauen und weiter zu entwickeln.
Ein wunderbares Beispiel dafür ist eine bemerkenswerte Weiterentwicklung von Brutkästen für früh geborene Kinder in Entwicklungsländern. Das Konzept stammt bereits aus dem späten 19. Jahrhundert (!). Mit diesem konnte die Säuglings-Sterblichkeit langfristig um mehr als 75% verringert werden.
Dabei ging es nicht darum, den Brutkasten an sich zu erfinden, sondern diesen so weiter zu entwickeln, dass das ehemals sehr komplizierte Gerät in Entwicklungsländern jederzeit und ohne viel Experten-Wissen von verfügbarem Personal vor Ort gewartet und repariert werden konnte.
Zum Einsatz kamen dabei einfachste Standardausrüstungen und Bauelemente, wie man sie in jedem herkömmlichen PKW findet. ZB Autoscheinwerfer zum Wärmen, Armaturenbrett-Ventilatoren zur Lüftung, Warntöne aus herkömmlichen Türklingeln, unterbrechungsfreie Stromversorgung mit Autobatterien und Adapterkabel über Zigarettenanzünder, etc.
Ein solches Vorgehen setzt voraus, dass man die Grenzen und Einschränkungen einer vorhandenen Technologie erforscht und diese bestmöglich auslotet, um neue Wege und Bausteine zu finden, mit denen wir neue Anforderungen und Ideen realisieren können. Das Besondere an der Umsetzung des Nächstmöglichen ist, dass sich Grenzen umso besser erweitern, je mehr wir diese erforschen.
Daran ist auch erkennbar, dass wir alle in unserer kleinen Version des Nächstmöglichen leben: In der Arbeit, bei unseren Hobbys, in den Communities, in denen wir uns bewegen – überall um uns herum wimmelt es von potenziellen Neukonfigurationen, von neuen Wegen, aus den Standardroutinen auszubrechen. Die Kunst auf eine neue Idee zu kommen, besteht oft darin, mehr Bausteine zu sammeln, als bisher verfügbar waren, und diese auf dem Tisch liegen zu haben.
Wir stellen uns Innovationen und neue Ideen gerne als geniale, plötzlich entstehende Eingebungen vor. In Wahrheit kommen sie oft und gut aus einem Flickwerk aus alten Ersatzteilen, die wir am Schrottplatz finden oder die zufällig in der Garage herum liegen.